KI-Textgeneratoren in Schule und Unterricht Teil 1: Start unseres dreiteiligen* Leitfadens zur Nutzung generativer Sprachmodelle im Schulalltag

Utopische und dystopische Vorstellungen über die Zukunft des Lernens mit künstlicher Intelligenz. Diese Bilderreihe wurde mit Hilfe von ChatGPT und DALL·E erstellt.

21. Juni 2024: Die rasante Entwicklung und zunehmende Verbreitung leistungsstarker großer Sprachmodelle (Large Language Models, LLMs) wie ChatGPT stellt Schulen vor neue Herausforderungen. Der Einfluss von LLMs auf unsere Lebens- und Arbeitswelt ist tiefgreifend und wird in Zukunft weiter zunehmen. Gleichzeitig nutzen viele Lernende diese Systeme bereits für schulische Aufgaben, ohne dass es dafür bisher klare Richtlinien oder Konzepte gibt. Es gilt zu klären, wie diese Technologie sinnvoll in den Unterricht integriert werden kann und welche Kompetenzen Schülerinnen und Schüler im Umgang mit LLMs erwerben sollten. Schulen müssen daher eigene Strategien für den Umgang mit LLMs entwickeln. 

Als Kreismedienzentrum Esslingen möchten wir aktiv zur Diskussion beitragen, wie diese Technologie sinnvoll und verantwortungsvoll in Schule und Unterricht integriert werden kann. Daher präsentieren wir eine dreiteilige Reihe auf unserem Blog, die im zweiwöchigen Rhythmus veröffentlicht wird und sich mit verschiedenen Aspekten des Themas auseinandersetzt. 

Im ersten Teil beleuchten wir die Chancen und Risiken des Einsatzes von LLMs im Unterricht. Wir werden untersuchen, wie LLMs Lernprozesse personalisieren und bereichern können, aber auch, welche Gefahren und ethische Fragen sich daraus ergeben. 

Der zweite Teil zeigt mögliche Komponenten eines KI-Curriculum an Schulen auf, mit dem eine reflektierte und verantwortungsvolle Nutzung gefördert werden könnte. Außerdem thematisiert er mögliche Regeln zur Nutzung von LLMs in Schule und Unterricht, die einen datenschutzkonformen und pädagogisch sinnvollen Einsatz der KI-Tools sicherstellen.

Abschließend beschäftigen wir uns im dritten Teil mit einem konkreten Anwendungsbeispiel für die Nutzung von LLMs im Unterricht. Es geht um einen Lernmentor, den wir mit den KI-Tools des Edutech-Anbieters fobizz erstellt haben. 

Diese Reihe soll Anregungen und Hilfestellungen bieten, wie Schulen die Potenziale von LLMs optimal nutzen und gleichzeitig verantwortungsvoll mit den damit verbundenen Herausforderungen umgehen können. Wir erheben dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt weitere Bereiche, die bei der Implementierung von LLMs an Schulen beachtet werden müssen, in dieser Reihe aber nicht näher behandelt werden, z.B. Veränderung der Lehrerrolle durch Einsatz von KI. Sehr gern beraten und bilden wir Lehrerinnen und Lehrer der Schulen im Landkreis Esslingen rund um den Einsatz von KI fort. Kontaktieren Sie bei Interesse unseren Mitarbeiter und KI-Experten Jan Hartwig

Teil #1: Chancen und Risiken des Einsatzes von LLMs im Unterricht 

Die schnelle Entwicklung von großen Sprachmodellen (LLMs) bringt viele neue Möglichkeiten für den Unterricht mit sich. Diese KI-Technologien können das Lernen verbessern, indem sie etwa individuell zugeschnittenes Feedback, kreative Unterstützung und einfachen Zugang zu Informationen bieten. Gleichzeitig gibt es aber auch Risiken, die bedacht werden müssen. Im Folgenden skizzieren wir die Chancen und Risiken von LLMs im Unterricht, um einen Überblick der möglichen Auswirkungen auf Schule und Unterricht zu geben. 

Chancen 

  1. Personalisierung des Lernens: LLMs können personalisiertes Feedback und maßgeschneiderte Lernmaterialien bieten, die auf den individuellen Lernstand und die Bedürfnisse der Schüler abgestimmt sind. Dies fördert das selbstgesteuerte Lernen und kann Lernlücken gezielt schließen.
  2. Zugang zu Informationen: LLMs ermöglichen den schnellen Zugriff auf eine Fülle von Informationen und Ressourcen, was die Recherchefähigkeiten der Schülerinnen und Schüler unterstützt und vertieftes Lernen ermöglicht.
  3. Kreative Unterstützung: LLMs können als Kreativitätswerkzeuge dienen, indem sie beim Brainstorming, der Ideenfindung und der Strukturierung von Projekten helfen. Dies kann zu innovativen Projekten und neuen Lösungsansätzen führen.
  4. Sprachliche Unterstützung: Lernende, die Schwierigkeiten mit dem Verfassen von Texten haben, können durch LLMs Unterstützung erhalten, z.B. beim Formulieren von Sätzen oder der Korrektur von Grammatik und Rechtschreibung.

 Risiken 

  1. Verlässlichkeit der Informationen: LLMs können fehlerhafte oder ungenaue Informationen liefern, was die Gefahr birgt, dass Schülerinnen und Schüler falsche Inhalte lernen. Es ist wichtig, dass die Ergebnisse von LLMs kritisch geprüft werden
  2. Datenschutz und Sicherheit: Die Nutzung von LLMs kann datenschutzrechtliche Bedenken aufwerfen, insbesondere wenn personenbezogene Daten der Lernenden eingegeben oder verarbeitet werden. 
  3. Abhängigkeit: Schülerinnen und Schüler könnten eine übermäßige Abhängigkeit von LLMs entwickeln, was ihre Fähigkeit zur eigenständigen Problemlösung und kritischem Denken beeinträchtigen könnte.
  4. Plagiarismus: Die Möglichkeit, dass Lernende KI-generierte Texte als ihre eigenen ausgeben, stellt eine Herausforderung für die Authentizität und Integrität von schulischen Leistungen dar.
  5. Ungleichheit: Nicht alle Schülerinnen und Schüler haben möglicherweise gleichberechtigten Zugang zu LLMs und den erforderlichen Technologien im Rahmen von Schule und Unterricht, was bestehende Bildungsungleichheiten verstärken könnte.

Unsere Auflistung zeigt die Notwendigkeit, LLMs sorgfältig und ausgewogen zu nutzen, um von den Vorteilen zu profitieren und die Nachteile zu vermeiden. Im zweiten Kapitel unserer Reihe werden wir darstellen, welche Kompetenzziele Teil eines KI-Curriculums und welche Regeln Voraussetzungen für die Nutzung von KI in Schule und Unterricht sein sollten sein sollten. 

* Ursprünglich haben wir einen vierteiligen Leitfaden angekündigt. Aus terminlichen und organisatorischen Gründen haben wir uns entschieden, ihn in drei Teilen zu strukturieren und haben diesen Artikel entsprechend angepasst.