07. Februar 2025: Der Pitch ist eine zentrale Methode in der Maker Education. Er beschreibt eine kurze und prägnante Präsentation, bei der es darum geht, ein Produkt oder eine Idee auf überzeugende und unterhaltsame Weise vorzustellen, denn beim Making sollten gute Ideen nicht nur entwickelt, sondern auch kommuniziert werden. In unserer Making-AG für Esslinger Viertklässler haben wir diesen Ansatz weiterentwickelt und die Methode des Video-Pitches eingeführt. In diesem Artikel beschreiben wir, wie Videopitches organisiert und umgesezt werden können.
Weiterentwicklung zu Videopitch
Ein Pitch im Videoformat hat mehrere Vorteile gegenüber einem klassischen Live-Pitch:
- Medienpädagogik: Die Lernenden entwickeln nicht nur technische, sondern auch mediengestalterische Kompetenzen, indem sie audiovisuelle Inhalte erstellen.
- Audio-visuelle Dokumentation und Nachhaltigkeit: Produkte, die in unserer AG erstellt werden, müssen die Kinder nach einiger Zeit wieder zerlegen. Video-Pitches dienen als nachhaltige, digitale Dokumentation und können leicht mit allen Teammitgliedern geteilt werden.
- Niederschwelligkeit: Video-Pitches bieten “leisen” oder sprachlich weniger versierten Kindern die Möglichkeit, sich selbst und ihre Produkte, ohne den Druck einer Live-Präsentation in den Vordergrund zu rücken. Darüber hinaus können fehlerhafte Aufnahmen oder Montagen wiederholt bzw. verbessert werden.
Konzept und Aufbau
Für die Video-Pitches haben wir ein einheitliches Setup konzipiert:
- Hintergrund: Ein neutraler Papierhintergrund (ca. 1,70m x 1,35m) wird an einer Wand und einem Tisch befestigt.
- Produktplatzierung: Das Produkt wird auf einem Tisch vor dem Hintergrund positioniert.
- Ausleuchtung: Zwei LED-Videoleuchten sorgen für eine gleichmäßige Beleuchtung und verleihen den Aufnahmen einen professionellen Look.
- Audio: Sprachaufnahmen erfolgen mit einem Lavaliermikrofon, das in einem Mikrofonabsorber befestigt ist, um Raumhall und Störgeräusche zu minimieren.
- Aufnahmen und Postproduktion: Die gesamte Video- und Audioproduktion sowie den Schnitt gestalten die Kinder mit dem iPad und ihren kostenlosen Boardmitteln (Kamera-App, iMovie).
Dieses Setup hat mehrere Vorteile:
- Anfängerfreundlichkeit: Der neutrale Hintergrund, die gleichmäßige Ausleuchtung und das klangoptimierte Tonaufnahmesetting ermöglichen es auch Schülerinnen und Schülern ohne Vorerfahrung, qualitativ gutes Film- und Tonmaterial zu erstellen.
- Platzsparend: Die Videoaufnahmen erfordern nur wenig Raum. Mehrere Videoaufnahmesettings können parallel in einem Raum aufgebaut werden.
- Datenschutzfreundlich: Es werden keine Bildaufnahmen der Kinder erstellt. Lediglich die Sprachaufnahmen enthalten persönliche Daten, für die – je nach Kontext – die Zustimmung der Eltern eingeholt werden muss.
- Keine Medienbrüche: Sämtliche Schritte, von den Aufnahmen bis zur Postproduktion, erfolgen auf demselben Gerät, was den Prozess effizient und einfach gestaltet.
- Kostengünstige Grundausstattung: Eine voll ausgestattete Arbeitsstation (Video und Ton) kostet etwa 200 € (exklusive iPads). Bei Räumen mit guter Schallabsorption kann die Audioausrüstung entfallen, sodass die Aufnahmen mit dem integrierten iPad-Mikrofon durchgeführt werden können.
Herausforderungen:
- Mindestens zwei separate Räume werden benötigt. Sollte nur ein Raum verfügbar sein, ist es wichtig, dass die Texte zügig eingesprochen werden, um Wartezeiten zu minimieren.
- Videopitches benötigen Zeit. Für die Umsetzung sollten mindestens zwei Doppelstunden eingeplant werden.

Schritt-für-Schritt-Anleitung
1. Der Sprechertext
Der Sprechertext ist das Herzstück des Video-Pitches und wird zu Beginn des Prozesses erstellt. Für einen Videopitch von 20 – 40 Sekunden schreiben die Kinder etwa 7-10 Sätze, die ihr Produkt erklären und es in ein positives Licht rücken. Folgende Text-Leitfragen geben wir den Lernenden mit:
- Wie heißt das Produkt?
- Welches Problem löst das Produkt? Wie kann es eingesetzt werden?
- Was kann es und wie funktioniert es?
- Was ist das Besondere im Vergleich zu anderen Produkten?
- Wie kann der Zuschauer emotional angesprochen werden (z. B. Neugier, Spannung)?
- Was soll der Zuschauer am Ende tun? (Call to Action)
Nach der Abnahme durch eine Lehrkraft wird der Text für die Aufnahme sauber aufgeschrieben.
2. Die Videoaufnahme
Vorab erklären wir den Kindern, dass die Videopitches aus einzelnen Einstellungen (Kameraaufnahmen) entstehen. Die Videos und Sprachaufnahmen werden getrennt von einander aufgenommen und später zusammengeführt.
Zudem vermitteln wir den Kindern grundlegende filmische Gestaltungstechniken:
Kameraperspektiven zeigen das Produkt aus verschiedenen Blickwinkeln und haben Einfluss auf die Wirkung der Videos:
– Froschperspektive
– Normalperspektive
– Vogelperspektive
Einstellungsgrößen zeigen unterschiedliche Bildausschnitte des Produkts:
– Totale (Das ganze Objekt zu ist zu sehen)
– Nahe (ein Ausschnitt des Produkts, z.B. Frontpartie eines Autos)
– Detail (ein kleines Teilchen des Produkts, z.B. An/Aus-Schalter)
Kamerafahrten: Langsame, in eine Richtung verlaufende Bewegungen der Kamera bringen Dynamik ins Video.
– horizontal und vertikal
– um das Produkt herum
– Zum Produkt hin /vom Produkt weg.
Wir verzichten auf Storyboards, da sie zeitaufwändig und für viele Kinder kognitiv anspruchsvoll sind. Stattdessen starten die Kinder direkt mit den Aufnahmen. Sie sollten jedoch vorab überlegen, welche Bilder den Sprechertext unterstützen (Text-Bild-Bezüge). Auch Interaktionen mit dem Produkt (z. B. Schalter umlegen) können Teil der Aufnahmen sein. Die Schülerinnen und Schüler filmen aus der Hand und achten darauf, dass der Papierhintergrund das Bild vollständig ausfüllt. Während der Aufnahmen sollten weitere künstliche Lichtquellen, z.B. Leuchtstoffröhren an der Decke, ausgeschaltet sein, um Bildflackern zu vermeiden. Außerdem empfehlen wir, in den Kameraeinstellungen die Bildrate auf 60 fps zu erhöhen. Dadurch werden die Kamerafahrten flüssiger gefilmt.

Eine Checkliste mit 10 Kameraaufnahmen erleichtert den Einstieg. Jede Aufnahme sollte etwa 10 Sekunden lang sein:
- Totale: Normalperspektive, Produkt von vorne
- Totale: Normalperspektive, Produkt von der Seite
- Totale aus der Vogelperspektive, Produkt von oben
- Nahe: waagerechte Kamerafahrt
- Nahe: senkrechte Kamerafahrt
- Nahe: Kamerafahrt um das Produkt herum
- Detail: Aufnahme von einem wichtigen Teilchen
- Detail: Aufnahme von einem zweiten wichtigen Teilchen
- Detail: Aufnahme von einem dritten wichtigen Teilchen
- Mache eine ungewöhnliche Aufnahme
3. Die Tonaufnahme
Die Sprechenden sollten den Text nahezu auswendig kennen und vorab 2-3 Probedurchläufe machen. Wir empfehlen, im Stehen in Richtung Mikrofon und Absorber zu sprechen. Langsames Sprechen und deutliche Artikulation sind wichtig. Störgeräusche wie das Rascheln von Papier sollten vermieden werden.
Am einfachsten erfolgt die Aufnahme direkt in iMovie, da dann später unkompliziert Musik hinzugefügt werden kann. Eine Audioaufnahme in iMovie erfordert jedoch einen visuellen Platzhalter (z. B. einfarbiger Hintergrund) in der Timeline.
Die Aufnahme sollte möglichst fehlerfrei sein, da iMovie nur begrenzte Tools für den Feinschnitt bietet.
Video- und Audioaufnahmen können unabhängig voneinander erstellt werden, sodass Teams parallel arbeiten können.

4. Die Postproduktion
Schnitt
Der Schnitt beginnt mit der fehlerfreien Sprachaufnahme, die als Grundlage dient. Anschließend werden die Videoaufnahmen hinzugefügt, wobei auf klare Text-Bild-Bezüge zu achten ist: Passen Gesprochenes und Gezeigtes zusammen? Der Pitch sollte zügig geschnitten werden, daher Videoaufnahmen auf 2-5 Sekunden kürzen.
Musik
iMovie bietet eine umfangreiche Sammlung an Soundtracks, die automatisch an die Länge des Materials angepasst werden. Das ist besonders für Anfängerinnen und Anfänger eine große Hilfe, da es Zeit spart. Fortgeschrittene können jedoch eingeschränkt sein, da iMovie Gestaltungsmöglichkeiten automatisiert übernimmt.
Text, Soundeffekte und finale Abmischung
Falls Zeit bleibt, können Titel, Abspann und Soundeffekte aus der Mediathek hinzugefügt werden. Abschließend sollten die Tonspuren abgemischt werden: Die Musik wird ggf. leiser gestellt, um den Sprechertext klar hörbar zu machen, und störende Geräusche aus den Videoaufnahmen werden entfernt (Lautstärke herunterdrehen).
5. Präsentation, Feedback und letzter Schliff
Jeder Film wird zweimal präsentiert: Beim ersten Mal zum Genießen, beim zweiten Mal mit einem kritischen Blick. Feedback erfolgt in zwei Schritten: zuerst positive Aspekte, dann Verbesserungsvorschläge. Teams können abschließend kleine Änderungen umsetzen, bevor der Film final exportiert wird.
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