Apps im Tablet-Unterricht: Mehr als nur Üben und Wiederholen

14. Februar 2025: Bei Tablet-Fortbildungen werden wir häufig nach App-Sammlungen für den schulischen Einsatz gefragt. Dahinter steckt oft die Erwartung, eine Liste von Apps zu erhalten, die sich zur Vermittlung und zum Üben konkreter Unterrichtsinhalte eignen. 

Natürlich können solche fachspezifischen Apps bestimmte Schülerinnen und Schüler in ihrem Lernprozess unterstützen. Ihr didaktisches Potenzial ist jedoch begrenzt, da sie meist auf feste Inhalte ausgelegt sind und wenig Raum für individuelle Gestaltung lassen. 

Die eigentliche Stärke digitaler Werkzeuge liegt für uns woanders: Sie eröffnen neue Möglichkeiten des Lernens, Lehrens und Zusammenarbeitens. Daher haben wir eine didaktisch begründete Kategorisierung vorgenommen. Beispielhaft haben wir für die Grundschule eine Taskcard mit konkreten App-Vorschlägen für iPads erstellt. 

Produktive Apps – Kreatives, multimediales Arbeiten

Produktive Apps ermöglichen es Lernenden, eigene Inhalte zu erstellen. Sie bieten eine leere Arbeitsfläche, die nach eigenen Vorstellungen gefüllt werden kann – mit Texten, Bildern, Audio und Video. Dabei entstehen kreative Produkte wie Geschichten, digitale Bücher oder Trickfilme. 

Beispiele für produktive Apps: 

  • Stop Motion Studio (Erstellung von Trickfilmen) 
  • Book Creator (Erstellung multimedialer E-Books) 
  • iMovie (Videoschnitt und -produktion) 
  • Kamera-App (Dokumentation, Rollenspiele, Interviews) 

Didaktischer Mehrwert: 

  • Förderung der Kreativität, Selbstorganisation und Medienkompetenzen 
  • Fächerübergreifender Einsatz 
  • Einbindung unterschiedlicher Ausdrucksformen (Text, Bild, Audio, Video) 

2. Fächer- und inhaltsbezogene Lern-Apps – Kuratierte Inhalte mit begrenztem Anwendungsspielraum 

Diese Apps enthalten überwiegend vorgefertigte, ausgewählte Inhalte und/oder sind meist auf ein bestimmtes Fach oder Thema spezialisiert. Sie eignen sich gut für das Veranschaulichen von Inhalten, gezieltes Üben und Wiederholen (Drill & Practise). Zunehmend an Bedeutung gewinnen adaptive & interaktive Lernangebote mit intelligenter Diagnostik, die auf Künstlicher Intelligenz beruhen.

Beispiele für fachspezifische Apps: 

  • Duolingo (Sprachenlernen mit KI-Feedback) 
  • Anton (Fächerübergreifendes Üben, kostenlos über Sesam/LMZ) 
  • Math-Fight (Kompetitives Rechen-Training) 
  • Froggepedia (Virtuelles Sezieren von Fröschen) 

Didaktischer Mehrwert: 

  • Unterstützung beim Veranschaulichen, Wiederholen und Üben 
  • Gezieltes Training für einzelne Themenbereiche 
  • Teilweise adaptive Lernangebote 

3. Offene Lernplattformen – Inhalte recherchieren, erstellen und teilen 

Offene Bildungsressourcen (Open Educational Resources, OER) ermöglichen das Teilen und Gestalten von Unterrichtsmaterialien. Lehrkräfte und Lernende können Inhalte abrufen, bearbeiten und selbst erstellen. 

Beispiele für OER-Plattformen: 

  • YouTube (Lernvideos) 
  • LearningApps.org (interaktive Übungen) 
  • H5P (Erstellung multimedialer Lerninhalte) 
  • Pixabay (freie Datenbank für Bilder, Musik, Klänge und Videos) 

Didaktischer Mehrwert: 

  • Frei zugängliche Materialien für individuelles Lernen 
  • Förderung des kollaborativen Arbeitens 
  • Möglichkeit zur Erstellung eigener Inhalte 

4. Prozessorientierte Apps – Kollaboratives Arbeiten und Kommunikation 

Hier stehen Zusammenarbeit und Austausch im Vordergrund. Schülerinnen und Schüler können orts- und zeitunabhängig an gemeinsamen Projekten arbeiten. 

Beispiele für prozessorientierte Apps: 

  • Etherpad (Gemeinsames Schreiben und Bearbeiten von Dokumenten, kostenlos über Edupool/KMZ Esslingen) 
  • Taskcards (Digitale Pinnwand für Brainstorming & Austausch, kostenlos über Edupool/KMZ Esslingen) 
  • Popplet (Kollaborative Mindmaps) 
  • Trello (Projektmanagement für Gruppenarbeiten) 

Didaktischer Mehrwert: 

  • Förderung von Teamarbeit und Kommunikation 
  • Gemeinsames Arbeiten an multimedialen Projekten 
  • Unterstützung von hybriden und digitalen Lernsettings 

Datenschutz-Hinweis: Viele dieser Anwendungen speichern Daten in der Cloud – daher sind datenschutzrechtliche Aspekte zu beachten. 

5. Classroom-Management-Apps – Effiziente Klassenführung und individuelle Unterstützung 

Diese Tools erleichtern die Organisation, Kommunikation und Steuerung im Unterricht. Sie helfen Lehrkräften, den Unterricht strukturierter und interaktiver zu gestalten. Ein zentraler Aspekt ist dabei das individuelle Feedback, das Lernprozesse gezielt begleiten und Lernende motivieren kann. 

Beispiele für Classroom-Management-Apps: 

  • Apple Classroom (Gerätemanagement) 
  • Digiscreen (Digitale Tafel, kostenlos über Edupool/KMZ Esslingen) 
  • Oncoo / Hyfee (Feedback & Abstimmungen) 
  • NotenBox / TeacherTool (Notenverwaltung) 

Didaktischer Mehrwert: 

  • Effiziente Unterrichtsorganisation 
  • Verbesserung der Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden 
  • Unterstützung bei Feedback-Prozessen 

Fazit

Der Einsatz von Tablets und Apps im Unterricht bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, die weit über das reine Üben von Unterrichtsinhalten hinausgehen. Während einige Apps konkrete Fächerinhalte vermitteln, liegt der eigentliche Mehrwert digitaler Werkzeuge oft in produktiven, kollaborativen und interaktiven Lernprozessen. 

Die Auswahl einer geeigneten App sollte sich daher nicht nur am Unterrichtsfach orientieren, sondern auch an der angestrebten Lernmethode. Ein sinnvoller App-Einsatz fördert kreative Gestaltungsmöglichkeiten, eigenständiges Arbeiten und kollaboratives Lernen – unabhängig von Klassenstufe oder Fach.