14. März 2024: In den vergangenen Monaten haben wir uns intensiv mit dem 4K-Modell auseinandergesetzt. Dabei ist unter anderem mit Hilfe der KI-Anwendung MidJournay diese↑ Bildcollage entstanden. Im Folgenden beschreiben wir, was die 4 Ks für uns bedeuten. Dabei erfinden wir das Rad nicht neu, sondern versuchen die zahlreichen zum Teil kontroversen Beiträge, die wir gelesen, gehört oder geschaut haben, zusammen zu fassen.
Die 4 K’s
Das 4K-Modell formuliert vier Kompetenzen, die für Lernende im 21. Jahrhundert von herausragender Bedeutung sind: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und Kritisches Denken. Neben Wissen, Charaktereigenschaften und Meta-Lernen sind die 4 Ks (Fähigkeiten) eine der vier Dimensionen der Bildung, einem Rahmenwerk für zeitgemäße Bildung von Fadel u.a. (2015).
Grundlegend für das Rahmenwerk ist die Feststellung, dass es die Welt, für die unser Bildungssystem ursprünglich entworfen wurde, nicht mehr gibt. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass Schule und Unterricht in Anbetracht des Zeitalters der Digitalität, seinen unausweichlichen Veränderungen und einer unvorhersehbaren Zukunft umgestaltet werden. Schülerinnen und Schüler müssen so ausgebildet werden, dass sie anpassungsfähig und vielseitig sind und sich flexibel in einer sich ständig verändernden Welt bewegen können.
Die 4Ks sind dabei nicht als selbständige Fächer gedacht. Stattdessen sollen diese Fähigkeiten – ähnlich wie bei der Medienkompetenz – fächerübergreifend und spiralcurricular erworben werben.
Kreativität
Kreativität bezieht sich in diesem Zusammenhang nicht auf bahnbrechende Erfindungen oder geniale Kunst. Hier ist die Fähigkeit gemeint, etwas Neues zu denken oder auszuprobieren. Also etwas, was diese Person noch nie gedacht oder gemacht hat, z.B. ein neuer Blickwinkel auf ein bestimmtes Problem. Kreativität ist stets an einen spezifischen Problembereich gebunden, über den ein bestimmtes Vorwissen vorliegt. Zum Beispiel kann man nicht ohne Kenntnisse von filmästhetischen Gestaltungsmitteln, kreative Filmkonzepte entwickeln.
Kreativität beginnt schon auf der Stufe der Imitation, z.B. beim Rezitieren eines Gedichts oder des Nachbauens einer einfachen Schaltung. Entscheidend ist, den Grad der Kreativität eines Lernprodukts zu steigern. Schülerinnen und Schüler können Teile der ursprünglichen Idee variieren und verschiedene Werke und Lösungswege kombinieren, z.B. ein Gedicht in einen HipHop-Track zu transformieren oder mit Hilfe von Microcontrollern und Motoren ein Spielzeug zum Leben zu erwecken. Das Gegenteil von Kreativität wäre also bei der Imitation bzw. beim Bekannten zu verharren.
Kreativität wird häufig mit Problemlösen und „Thinking out oft the box“ in Verbindung gebracht. Grundsätzlich ermöglicht Kreativität, die eigene Komfortzone zu überschreiten. Kreativität geht somit einher mit einem dynamischen Selbstbild. Also der inneren Überzeugung, dass man Fähigkeiten weiter oder ganz neu entwickeln kann.
Kritisches Denken
Kritisches Denken heißt hier nicht in erster Linie Kritik zu üben, zu problematisieren oder eine starke eigene Meinung zu vertreten. Im Kontext der 4K bedeutet es, die Fähigkeit zu haben, selbst zu denken. Es geht darum, Aussagen, bestehende Informationen oder das eigene Wissen, die eigenen Fähigkeiten sowie Überzeugungen zu hinterfragen und angemessen zu analysieren. Schülerinnen und Schüler benötigen Kritisches Denken um in der (stetig wachsenden) Informationsflut Fakten von Meinungen zu unterscheiden und diese zu prüfen. Wie die Kreativität, erfordert kritisches Denken ebenfalls je nach Fachgebiet ein spezifisches Vorwissen. Fake News können nur erkannt werden, wenn Vorwissen über den betreffenden Sachverhalt vorhanden ist.
Vielfältige Lösungswege, offene Aufgabenstellungen und Dilemmata unterstützen die Lernenden beim kritischen Denken. Gleichzeitig sollen Schülerinnen und Schüler Lernprozesse hinterfragen, etwa in Form von Selbsteinschätzungen oder gegenseitigem Schüler-Feedback. Das Gegenteil kritischen Denkens ist also unreflektiert zu übernehmen, was andere gedacht haben oder sich selbst nie zu hinterfragen. Mit kritischem Denken geht einher, Mehrdeutigkeiten auszuhalten und die Welt in Graustufen, statt schwarz-weiß zu sehen.
Kollaboration
Kollaboration bedeutet das Zusammenarbeiten mehrerer Personen auf ein Ziel hin, also gemeinsam mit anderen zu lernen und zu arbeiten. In Abgrenzung zur Kollaboration bedeutet Kooperation Arbeitsteilung, in der jede Person Verantwortung nur für einen Teilbereich hat. Das Gegenteil von Kollaboration ist nur für sich selbst zu lernen oder zu arbeiten. Im Idealfall kann gute Kollaboration Gruppen dazu in die Lage versetzen, bessere Entscheidungen zu treffen, als es jedes einzelne Mitglied für sich könnte, da verschiedene Standpunkte berücksichtigt und unterschiedliche Fähigkeiten sowie Stärken eingebracht wurden. Entscheidend sind Teamfähigkeit und Sozialkompetenz.
Schülerinnen und Schüler müssen Entscheidungen planen und gemeinsam treffen. Hierzu müssen sie sich verständlich und überzeugend in die Diskussion einbringen. Digitale Tools wie Etherpads, Taskcards oder Konferenzsysteme bieten völlig neue Möglichkeiten, multimedial sowie räumlich und/oder zeitlich getrennt zusammen zu arbeiten. Ihre kompetente Nutzung ist entscheidend für gelungene Kollaboration in einer Kultur der Digitalität.
Kommunikation
Kommunikation bedeutet Das eigene Denken/Lernen/Arbeiten teilen zu können und verstehen zu können, was andere Denken. Konkret geht es um die Fähigkeit des aktiven Zuhörens, eigene Ergebnisse und Meinungen klar und zielgruppengerecht zu formulieren und überzeugend zu präsentieren. Entscheidend ist, dass sich Kommunikation in den letzten Jahren insbesondere durch Social Media grundlegend verändert hat und damit auch die Anforderungen, z.B. Gesetzmäßigkeiten von Tönen, Bildern und Filmen zu kennen. Denn durch den Leitmedienwechsel verliert die rein textuelle Informationsvermittlung (Text/Sprache) an Bedeutung. Wichtiger werden multimediale Darstellungen, die u.a. auf Youtube, Instagram oder TikTok geteilt werden.
Des weiteren ist es wichtig im Blick zu haben, wie Algorithmen das Ausspielen von Inhalten steuern und netzwerkspezifische (ungeschriebene) Kommunikationsregeln zu kennen, um in der Lage zu sein, sich ein eigens Lernnetzwerk aufbauen zu können.
Weiterführende Links
Jöran Muuß-Merholz: Die 4Ks – was bedeuten Kreativität, kritisches Denken, Kommunikation, Kollaboration?)
Jöran Muuß-Merholz: Das Konzept der 4Ks in der deutschsprachigen Debatte, beliebig oder bahnbrechend?
Benedikt Wisniewski: Kritisches Denken
https://www.podcast.de/episode/619684759/sa-et-al-1999-kritisches-denken
Benedikt Wisniewski: Kreativität
https://www.podcast.de/episode/606359819/baer-2010-kreativitaet
Dejan Mihajlović: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken – mehr als Buzzwords
Mebis: Das 4K-Modell