Making meets Gaming: Kinder entwickeln ihre eigenen Computerspiele-Controller 

Baue einen Controller zu einem Computerspiel! Diesen Auftrag hatten die teilnehmenden Kinder unserer Esslinger Grundschul-Making-AG in den vergangenen zwei Wochen. Mit einem sogenannten MakeyMakey als Schnittstelle sollten sie eine möglichst kreative Bedienung für das Browsergame Chromedino entwickeln. 

Was ist ein MakeyMakey? 

Ein MakeyMakey ist eine Platine, die es ermöglicht, jedes leitfähige Material als Eingabegerät für einen Computer zu verwenden. Im Wesentlichen handelt es sich um eine Schnittstelle, die physische Objekte (wie Metall, Wasser, Papier oder sogar den menschlichen Körper) in Touchpads verwandelt, die als Eingabemethoden für den Computer genutzt werden können. Eine tolle Möglichkeit, Prinzipien von Stromkreis und physischen Computereingaben spielerisch zu erkunden. Anstelle von Desktop-Computern verwendeten wir iPads, an welche die MakeyMakeys mit einem Lightning- oder USB-C-Adapter angeschlossen werden können. 

MakeyMakey kennenlernen

Zu Beginn haben unsere Viertklässler ausreichend Zeit bekommen, um sich mit dem MakeyMakey und seinen Funktionalitäten auseinanderzusetzen. Für erste Tests empfehlen wir die beiden Web-Apps Bongos und Piano des Herstellers. Den Kindern sollten viele unterschiedliche Materialien und Gegenstände zur Verfügung gestellt werden. Aus ethischen Überlegungen raten wir davon ab, die in diesem Kontext häufig verwendeten Bananen oder andere Lebensmittel zu verwenden. 

Chromedino kennenlernen 

Chromedino ist ein kleines, unterhaltsames Zeitvertreib-Spiel, das im Chrome-Browser integriert ist. Sobald eine Seite nicht geladen werden kann, ist Chromedino spielbereit. Man benötigt also keine Internetverbindung für das Spiel. Mit der Leertaste hüpft man über Kakteen, mit der Pfeiltaste nach unten duckt man sich vor herannahenden Flugsauriern. 

Geben Sie den Kindern ruhig ein paar Minuten Zeit, das Spiel mit dem MakeyMakey zu erkunden. Wenn sich die Kinder ein wenig “ausgetobt” haben, ist es wahrscheinlicher, dass sie das Spiel während der nachfolgenden Arbeitsphase weniger ablenkt.  

Spielen lässt sich Chromedino ebenfalls browserübergreifend auf der Seite chromedino.com. Dort kann man auch unterschiedliche Avatare wählen, z.B. Batman oder Super Mario. Dadurch erhalten die Kinder eine Auswahl und es ergeben sich weitere Gestaltungsmöglichkeiten. Bedenken Sie jedoch, dass sich die Seite durch Werbung finanziert. Diese lässt sich unterbinden, wenn Sie beim Erstaufruf der Seite die entsprechenden Einwilligungen verweigern. 

Gaming-Controller kriteriengeleitet bauen 

Nun erfolgt der Arbeitsauftrag. Hierzu sollten Sie einige Kriterien formulieren. Wir haben uns für folgende entschieden: 

  • Funktionalität: Mit dem Controller kann der Avatar springen und sich ducken 
  • Bedienung: Der Controller sollte intuitiv zu bedienen sein 
  • Gestaltung: Die Art und Weise der Gestaltung des Controllers sollte zum Spiel passen 
  • Der MakeyMakey ist nicht Teil des Controllers, er wird lediglich mit Kabeln an den Controller angeschlossen. Eine Integration des MakeyMakeys in den Controller würde die Komplexität der Aufgabe erhöhen und möglicherweise zu weniger kreativen Ergebnissen führen. Zudem verringert man auf diese Weise die Gefahr, dass der MakeyMakey im Arbeitsprozess beschädigt wird. 
  • Kreativität: Je einfallsreicher und ungewöhnlicher das Ergebnis, umso besser! Ein Controller muss nicht unbedingt händisch bedient werden, wie dieses Beispiel zeigt.

Den Kindern sollten vielfältige Arbeitsutensilien angeboten werden, darunter leitende Materialien wie Alufolie und leitfähiges Klebeband, Farben, Klebstoffe (doppelseitiges Klebeband und/oder Heißkleber), Verpackungsmaterialien wie Pappe, Styropor und Schaumstoff.  

Zusätzliche Motivation kann die Einbindung in eine Geschichte bringen. Bei unserer Durchführung bekamen die Kinder den Auftrag mit einem Augenzwinkern vom fiktiven Entwickler des Spiels, der mit Hilfe eines passenden Controllers den Durchbruch auf dem globalen Computerspielemarkt schaffen wollte. 

Zwischenreflexion, Gallerywalk und Feedback 

Wir empfehlen nicht zu lang auf eine Zwischenreflexion zu warten. Dies ist eine gute Gelegenheit für die Arbeitsgruppen, sich Tipps und Inspiration von anderen zu holen. In diesem Zusammenhang ist der Hinweis wichtig, dass beim Making die Übernahme von Ideen (natürlich mit Namensnennung) ein Kompliment und kein Diebstahl ist. 

Wenn alle Controller fertig sind, wird es Zeit für einen interaktiven Gallerywalk. Hierbei haben alle Entwicklerteams die Gelegenheit, die Ergebnisse der anderen Kinder auf Herz und Nieren zu prüfen. Es ist hilfreich, die Kinder vorher an die Kriterien zu erinnern. Zwei bis drei Minuten pro Gerät sollten für einen Test ausreichen. 

Abschließend erfolgt ein Feedback, möglichst strukturiert nach den gegebenen Kriterien. Dabei kommen nur die Testerinnen und Tester mit Lob und Kritik zu Wort. Die Controller-Creator hören ausschließlich zu und steuern die Reihenfolge der Wortmeldungen. Vor dem Feedback sollten alle Kinder darauf hingewiesen werden, dass sie ein besonderes Augenmerk auf positive Aspekte des Controllers legen sollen. Unserer Erfahrung nach betrachten wir häufig Gelungenes als selbstverständlich, während uns Mängel sofort auffallen.