
30. Mai 2025: Graphische Programmieroberflächen wie Makecode oder NEPO bieten Kindern und Jugendlichen einen niederschwelligen Zugang zum Programmieren von Microcontrollern wie Micro:bit oder Calliope mini. Nichtsdestotrotz haben wir die Erfahrung gemacht, dass vielen Kindern die innere Logik des Programmierens kontraintuitiv erscheint, insbesondere der Zusammenhang zwischen dem “unsichtbaren” Abarbeiten des Codes und der erfahrbaren Ausgabe am Microcontroller. Beispielsweise: Warum dreht sich der Motor weiterhin, obwohl ein Pausieren-Befehl erfolgt ist?
Unsere Methode: Programmieren mit dem eigenen Körper
Wir haben eine Methode entwickelt, mit der Schülerinnen und Schüler die Grundprinzipien des graphischen Codings mit Makecode und NEPO körperlich erfahren können. Dabei wird der Ablauf von Code durch statische Körpergesten dargestellt und verinnerlicht.
Zentrale Prinzipien, die vermittelt werden:
- Sequenzielle Abarbeitung: Code wird von oben nach unten abgearbeitet.
- Einmalige vs. dauerhafte Ausführung: Einige Befehle laufen nur einmal, andere in Dauerschleifen.
- Pause: Der Befehl „pausiere“ unterbricht die Abarbeitung, ohne vorherige Ausgaben zu stoppen (z.B. ein laufender Motor oder eine Anzeige bleibt bestehen).
- Persistenz von Ausgaben: Eine Ausgabe (z. B. eine LED) bleibt aktiv, bis sie explizit gelöscht wird.
- Dauerschleifen: Wiederholungen setzen Ausgaben nicht automatisch zurück – vorherige Zustände bleiben erhalten.
Die Materialien zu unserer Methode können Sie hier herunterladen.
Die Befehle: Farben, Kategorien und Körper
Analog zu grafischen Programmierumgebungen sind auch unsere Befehle farblich und thematisch gegliedert. Jede Kategorie ist mit einem bestimmten Körperteil verbunden:
- Mund-Befehle: „Mund offen“, „Zähne zeigen“, „Zunge raus“
- Hand-Befehle: „Schere“, „Stein“, „Papier“
- Bein-Befehle: „breitbeinig“, „überkreuzt“, „Einbeinstand“
Jede Kategorie enthält zusätzlich einen Löschbefehl, um Ausgaben zu beenden. Alle Gesten sind statisch. Dies erleichtert die Koordination und vermeidet Unsicherheiten in der Dauer oder Wiederholungsanzahl – im Gegensatz zu dynamischen Bewegungen.
Pausenbefehle von 2 bis 5 Sekunden unterstützen das Verständnis des Programmablaufs. Die Kinder können die Pause innerlich oder laut mitzählen. Wir haben auch den Wiederholen-Befehl (For-Schleife) aufgenommen.
Es ist wichtig, dass die Gesten deutlich, sogar etwas übertrieben ausgegeben werden. Ein theaterpädagogisches Warm-up kann besonders Kindern helfen, die noch Hemmungen bei der ausdrucksstarken Mimik oder Gestik haben.
Der Code wird sichtbar und begehbar
Unser Tipp: Drucken Sie die Befehle aus und befestigen Sie sie auf mehrfarbigen Puzzlematten. Dadurch entsteht ein stabiler, sichtbarer Codeblock. Der „Programmierer“ kann den Code sogar hochhalten, um ihn für alle sichtbar zu machen. Durch die Matten ist gleichzeitig ein ausreichender Abstand vorgegeben, sodass die Abarbeitung Schritt für Schritt erfolgen kann. Natürlich kann die Methode auch ohne Puzzlematten durchgeführt werden.
Der Code liegt senkrecht auf dem Boden, das Kind stellt sich neben (nicht auf) den Befehl – so bleibt er für alle gut erkennbar.

Übung in Dreier-Teams
Für die praktische Umsetzung empfehlen wir die Arbeit in Dreier-Gruppen. Jedes Team erhält ein Set an Befehlen. Es gibt drei klar definierte Rollen:
- Programmierer/in – legt den Code aus
- Roboter – führt den Code aus
- Kontrollperson – hilft die Ausführung zu überprüfen
Nach jeder Runde werden die Rollen getauscht, bis jedes Kind alle Funktionen übernommen hat. Zu Beginn sollte der Code aus maximal fünf Befehlen bestehen, um die Durchführung und Kontrolle zu erleichtern.
Der Start erfolgt durch das Drücken eines imaginären Startknopfs auf der Schulter oder dem Rücken des „Roboters“.
Fazit
Die vorgestellte Methode bietet einen klaren, anschaulichen Zugang zur Logik des Programmierens. Durch körperlich dargestellte Befehle und einfache Regeln wird der Ablauf von Code greifbar und nachvollziehbar – besonders für Kinder, die mit abstraktem Denken noch Schwierigkeiten haben.
Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an rymes@kmz-es.de.